Die Beratung zu Bildung und Beruf in Berlin basiert auf einem entwickelten Verständis von Bildungs- und Weiterbildungsberatung, dokumentiert in einem eigenen Fachkonzept, das Ziele, Grundsätze, Kompetenzen und Ressourcen sowie die Qualität der Beratung festlegt. Eine einheitliche Qualitätssicherung und regelmäßige Weiterbildungen des Beratungspersonals sichern die Einhaltung und eine Weiterentwicklung der Beratungsqualität.
Philosophie
Die zunehmende Komplexität von Techniken, Materialien und Kommunikationsformen prägt immer weitere Bereiche der Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Aktuelle Herausforderungen wie die Digitalisierung und die demografische Entwicklung oder die Folgen der Corona-Pandemie am Arbeitsmarkt weisen auf die gestiegene Bedeutung von beruflicher und allgemeiner Weiterbildung und des lebensbegleitenden Lernens.
Für die Produktivität der Berliner Wirtschaft und für die Arbeits- und Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger in Berlin, ist die fachliche Qualifikation und eine stetige Qualifizierung sowohl von Erwerbstätigen als auch von Erwerbslosen von hoher Bedeutung. Ein Fokus der Berliner Arbeitspolitik liegt auf der Motivierung zu Bildungsaktivitäten, da diese maßgeblich zu Beschäftigung sowie beruflicher Entwicklung beitragen.
Um den Wandel in der Arbeitswelt aktiv zu gestalten wurde von Bund, Ländern und Wirtschafts- und Sozialpartnern im Juni 2019 die Nationale Weiterbildungsstrategie ins Leben gerufen. Ziel ist es, eine neue Weiterbildungskultur zu etablieren und arbeitsmarkt- und bildungspolitische Instrumente besser zu verzahnen, die Weiterbildungsprogramme von Bund und Ländern zu bündeln und die bestehenden Beratungsangebote bundesweit auszubauen und besser zu vernetzen.
Das Land Berlin setzt sich seit längerer Zeit für die Bereitstellung und den Erhalt einer unabhängigen Bildungs- und Weiterbildungsberatung ein. Die Senatsverwaltung für Arbeit griff hierbei frühzeitig die nationalen und europäischen Empfehlungen im Hinblick auf die Gestaltung der lebensbegleitenden Beratung und ihrer Qualitätssicherung auf.
Beratung zu Bildung und Beruf im Land Berlin umfasst Informationen über berufliche Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, über den Arbeitsmarkt und über Bildungsmöglichkeiten, die individuell aufbereitet und für die personenbezogenen Bildungsverläufe genutzt werden. Sie steht für ein offenes und unbürokratisches Angebot zur Unterstützung lebensbegleitenden Lernens. Dies ist insbesondere für diejenigen wichtig, die bei der Vielzahl an beruflichen Bedingungen und Bildungsmöglichkeiten Unterstützung benötigen, die für sie richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Das Land Berlin stellt die Mittel für die Sicherung und Weiterentwicklung dieser Ressource bereit und übernimmt bis heute damit bundes- und europaweit eine Vorbildfunktion. Im Interesse der Individuen und einer lebendigen Demokratie geht es dabei um Beschäftigungssicherung und -entwicklung sowie um Chancen der gesellschaftlichen Teilhabe.
Ziele und Standards
Gut informiert und beraten in Berlin!
Die Beratung zu Bildung und Beruf ist getragen von einem Beratungsverständnis, Individuen bei ihren Bildungs- und Berufsentscheidungen zu begleiten und sie bei der Planung von Aktivitäten zu unterstützen. Die Handlungen aus der Beratung verbleiben dabei in der Verantwortung der beratenen Person.
Die Erweiterung (Stärkung) der Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit sowie ein Empowerment der Beratenen im Umgang mit Bildungs- und Berufsfragen verstehen sich als Ausgangspunkt für eine proaktive Gestaltung des Beratungsgeschehens.
Folgende Merkmale kennzeichnen die Beratung zu Bildung und Beruf in Berlin:
- Ausrichtung an den Anliegen, Interessen und Bedarfen der Beratenen unter Einbeziehung ihrer individuellen Situation und beruflichen Voraussetzungen (Anliegens- und Bedarfsorientierung).
- Analyse der Fähigkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen (Ressourcen- und Kompetenzorientierung).
- Austausch über die Motive und Ziele, die erworbenen Fähigkeiten und Qualifikationen im Abgleich zu den beruflichen Perspektiven (Reflexions- und Biografie Orientierung).
- Ziel- und Lösungsorientierung in der Interaktion, mit dem Ziel erreichbare und strukturierte Lösungsoptionen einzuleiten und Motivation, Selbstaktivität und Handlungsorientierung zu entwickeln und zu entfalten.
Die Durchführung einer diskriminierungsfreien und gleichstellungsorientierten Bildungsberatung ist dabei zugleich grundlegende Haltung und geteiltes Selbstverständnis der Beraterinnen und Berater.
Die Beratung zu Bildung und Beruf orientiert sich an den Grundsätzen der Unabhängigkeit, Unparteilichkeit, Vertraulichkeit, Chancengleichheit und Ganzheitlichkeit.
Beratung zu Bildung und Beruf
- fördert die Weiterbildungsbereitschaft von erwachsenen Menschen und motiviert sie zu Bildungsaktivitäten und zum lebensbegleitenden Lernen,
- befähigt die beratenen Personen zur eigenständigen Gestaltung ihrer Bildungs- und Berufslaufbahn und ihrer Lebensplanung und unterstützt sie bei ihren Entscheidungen für Weiterbildung und berufliche Entwicklung,
- unterstützt den Erhalt der individuellen Beschäftigungsfähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern und trägt damit zur Entwicklung und Sicherung des Fachkräftebedarfs der Wirtschaft bei,
- schafft Transparenz über die Angebote der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung und informiert über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt,
- unterstützt die Weiterbildungsplanung und -realisierung in Betrieben und von Beschäftigten (Qualifizierungsberatung),
- berücksichtigt den besonderen Bedarf benachteiligter Bevölkerungsgruppen und entwickelt bedarfsgerechte Beratungsangebote u.a. für formal Geringqualifizierte und An- und Ungelernte, für Zu- und Eingewanderte und für Menschen mit diversen Einschränkungen.
Netzwerk Beratung zu Bildung und Beruf
Die Ressourcen für die Beratung zu Bildung und Beruf umfassen die Standorte der allgemeinen Bildungsberatung und die Fachberatungsangebote, unterstützt durch Begleitstrukturen zur Qualitätssicherung, zur Beratungsdokumentation und Evaluation sowie zur Öffentlichkeitsarbeit. Sie werden koordiniert in der Abteilung Arbeit und Berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung.
Auftrag ist es, eine vertrauliche, lernbezogene und ergebnisorientierte Beratung zu Aus- und Weiterbildungen, zu beruflicher Entwicklung und zum Erhalt bzw. der Entwicklung der Beschäftigungsfähigkeit anzubieten.
Die Beratungsangebote unterscheiden sich in Hinblick auf eine Spezialisierung und/oder auf bestimmte Beratungsanliegen und -themen wie folgt.
Bildungsberatung
Die Einrichtungen der Bildungsberatung sind vorrangig lokal aktiv und realisieren die Beratungsangebote umfassend, gleichwertig oder in einem vergleichbaren Maße. Bei spezifischen Beratungsanliegen vermitteln Einrichtungen der Bildungsberatung in eine der Fachberatungsstellen oder in kooperierende Beratungsangebote oder -dienste wie den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern, den Kammern, den Volkshochschulen und in bezirkliche Beratungen und Dienste oder in andere landesgeförderte Projekte.
Fachberatung
Die Einrichtungen der Fachberatung, angeboten an einem Standort oder übergreifend an mehreren Beratungsstandorten, sind ausgerichtet auf bestimmte Anliegen oder Weiterbildungsinhalte, oder beziehen sich auf bestimmte Adressat:innen und/oder Zielgruppen.
Dazu zählen:
- Fachberatung Qualifizierungsberatung in kleinen und mittleren Unternehmen (FQB).
- Fachberatung berufliche Qualifizierung zur Nachqualifizierung (FbQu).
- Fachberatung Erfolg mit Sprache und Berufsabschluss (EMSA).
- Die Beratung zugewanderter Menschen zu beruflicher Integration und zu Qualifizierungsmöglichkeiten, zu Ausbildung und Studium, Praktika und zu Deutschsprachkursen finden netzwerkübergreifend sowohl mobil – also außerhalb – als auch in den Beratungseinrichtungen statt.
Fachkonzept zur Beratung zu Bildung und Beruf
Das Fachkonzept für die Beratung zu Bildung und Beruf begründet die Ziele, Aufgaben und die fachlichen und methodischen Grundlagen für die öffentlich geförderte Bildungs- und Weiterbildungsberatung im Land Berlin. Es dokumentiert damit zugleich die langjährigen Erfahrungen und Kompetenzen der Gestaltung einer professionellen und an Qualitätskriterien ausgerichteten Bildungs- und Weiterbildungsberatung in Berlin.
Das Fachkonzept für die Beratung zu Bildung und Beruf:
- enthält die Grundlagen und Standards für eine professionelle und qualitätsgesicherte Beratung zu Bildung und Beruf,
- macht transparent welche Ziele mit dem Angebot verfolgt werden,
- zeigt auf, welche Qualitätsmerkmale und -kriterien gelten,
- beschreibt die Angebote und Leistungen in den Beratungsstandorten,
- unterliegt einer regelmäßigen Überprüfung und Verbesserung in Hinblick auf die Weiterentwicklung des Beratungsangebots, den fachlichen Grundlagen und der Qualität.
Bildungsberatung in Berlin eine Erfolgsgeschichte
Berlin blickt auf eine über 35-jährige Historie der Bildungs- und Weiterbildungsberatung zurück. Die Einrichtung bzw. Förderung von Angeboten einer Bildungs- und Weiterbildungsberatung in der Stadt erstreckte sich über mehrere Perioden mit zeitweilig unterschiedlichen Akzenten und Schwerpunktthemen.
Viele Beratungsangebote und -strukturen sind entstanden und haben sich über eine lange Zeit ihres Bestehens gewandelt, andere sind neu dazugekommen. Auf neue Fragestellungen und Anliegen der berufsbezogenen Beratung reagierend, wurden in Berlin neue Konzepte und Formen der Beratung flexibel eingeführt oder modifiziert.
Die gesammelten Erfahrungen, Erkenntnisse und Ansätze sind in die Erarbeitung des Fachkonzepts für die Beratung zu Bildung und Beruf eingeflossen. Es bildet die Arbeitsgrundlage für die Beratungsanbieter und für die Beraterinnen und Berater in Berlin und unterliegt einer regelmäßigen Aktualisierung.
Qualitätssicherung nach dem QBM-Verfahren
Die beauftragten Beratungseinrichtungen der Beratung zu Bildung und Beruf haben sich zu einer hohen Qualität ihrer Beratungsleistungen verpflichtet und praktizieren eine regelmäßige Qualitätssicherung und -entwicklung.
Darin sichern die Beratungseinrichtungen die Qualität der Bildungs- und Weiterbildungsberatung nach einem einheitlichen und verbindlichen Qualitätsmanagementmodell für Beratung.
Ziel und Schwerpunkt der Qualitätsarbeit in den Beratungseinrichtungen ist es, die Rahmenbedingungen für eine Beratung so zu gestalten und zu sichern, dass für alle Menschen – mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen – eine qualitätsvolle Beratung angeboten wird.
Weitere Informationen zum Qualitätsmodell und eine Übersicht der zertifizierten Beratungseinrichtungen finden sie hier.
Der Qualitätsrahmen Berliner Modell (QBM) beinhaltet das Verfahren der internen und externen Qualitätssicherung für und in den beteiligten Beratungseinrichtungen als Referenzgröße für „gute und qualitätsvolle Beratung“ in Berlin.
Bestandteile dafür sind:
- Erfüllung von Qualitätsanforderungen zur Beratung nach dem „Qualitätskonzept für Beratung“ (k.o.s GmbH) mittels Qualitätsnachweise, regelmäßige Auditierung und Zertifizierung alle 3 Jahre,
- Anwendung bzw. Bezugnahme geltender Grundlagen und Standards zu Beratungsleistungen im Land Berlin (Fachkonzept),
- Anerkennung und Auszeichnung mit dem „Qualitätssiegel Bildungsberatung QBM“ als Nachweis über die Erfüllung und Erreichung der Qualitätsanforderungen nach dem QBM-Verfahren.